In Bonn wird viel neuer Wohnraum gebaut, trotzdem sind preisgünstige und bezahlbare Wohnungen weiterhin sehr knapp. Gerade der geförderte Wohnungsbau steht vor immensen Herausforderungen. Um mit den Bürger*innen über diese Situation zu sprechen, hatte die Grüne Ratsfraktion Bonn am Mittwochabend zur Diskussion in die Stadthalle Bad Godesberg eingeladen. Gesprächspartner auf dem Podium waren Karin Robinet, Aufsichtsratsvorsitzende der VEBOWAG, Bernd Weede, DGB-Vorsitzender Bonn/Rhein-Sieg, Peter Brings, Geschäftsführer der Brings-Gruppe, Arndt Klocke, Fraktionsvorsitzender der Grünen Landtagsfraktion, Dr. Hermann Tengler, Kreiswirtschaftsförderer Rhein-Sieg-Kreis und Thomas Marczinkowski, Mitglied im Aufsichtsrat der Münsteraner städtischen Wohnbaugesellschaft Stadt + Wohnbau GmbH. Die Moderation übernahm die sozialpolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion, Dr. Annette Standop.
Breiten Raum nahm die Frage ein, wie Bauland für kostengünstigen Wohnraum günstig zur Verfügung gestellt werden kann, denn, so Peter Brings: Die Baulandbeschaffung ist für die Wohnungsbranche das „Grundnahrungsmittel“, ohne das nichts geht“ -. „Je höher die Baulandpreise, desto höhere Mieten – Kaufkraft, die an anderer Stelle fehlt“, sagte Bernd Weede. Für Karin Robinet ist das im Juli vom Bonner Stadtrat verabschiedete Bonner Baulandmodell, dass 40 % geförderte Wohnungen bei größeren Wohnbauprojekten vorgibt, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung „Damit gibt es ein gutes Instrument, den geförderten Wohnungsbau voranzubringen. Doch wenn im geförderten Wohnungsbau Investoren für Bauland Marktpreise zu bezahlen haben, verpufft die beabsichtigte Wirkung des Baulandmodells. Bonn sollte öffentliche Baugrundstücke zu günstigen Kaufkonditionen zur Verfügung stellen.“ Dr. Hermann Tengler betonte, dass „Bonn allein die Nachfrage in diesem Wohnungsbereich nicht lösen kann“ und empfahl die jüngst vereinbarte Kooperation zwischen den Kreiskommunen und der Stadt Bonn im Bereich der Gewerbeflächenerschließung „als Blaupause“ für den Wohnungsbau zu nehmen. Arndt Klocke nahm den Zusammenhang von Arbeit und Wohnen in den Blick und plädierte dafür, beides zusammenzudenken und dies bereits in der kommunalen Bauleitplanung zu berücksichtigen. Immer wieder ist zu hören, dass der Bau von gefördertem Wohnraum zu Konflikten mit der Nachbarschaft führt. Laut Thomas Marczinkowski kann mit dem „Münsteraner Baulandmodell der sozialgerechten Bodennutzung“ das bestehende boden- und städtebaurechtliche Instrumentarium konsequent zu Gunsten günstiger Mieten erreicht werden.
Aus dem Publikum kam die Klage, dass es in Bonn kaum Bauland für Genossenschaftsmodelle gibt und dass es erforderlich sei, die Mietpreis- und Sozialbindung für geförderte Wohnungen deutlich zu erhöhen.
In ihren Abschlussstatements forderten die Podiumsteilnehmer eine Beschleunigung der städtischen Bauplanung und eine Verkürzung der städtischen Bearbeitungszeiten, einen „Masterplan Wohnen“ mit dem Ziel, alle relevanten Akteure einzubinden, um so gemeinsam an einem Strang ziehen zu können. Die Verfügbarkeit von preiswertem Bauland sei erforderlich, um am Ende günstige Mieten anbieten zu können.