Das Bundesviertel ist das wirtschaftliche Kraftzentrum von Bonn und der Stadtteil mit der dynamischsten Entwicklung. Nach dem Beschluss zur Verlegung von Bundestag und Bundesregierung nach Berlin lag der Schwerpunkt in der Bereitstellung von Flächen für neuen Büroraum, um den umzugsbedingten Arbeitsplatzverlust auszugleichen. Inzwischen arbeiten 45.000 Menschen im Bundesviertel. Eine Erfolgsgeschichte mit der Kehrseite einer Monostruktur, die erhebliche Verkehrsprobleme durch Pendlerströme mit sich bringt und das Viertel außerhalb der Arbeitszeiten in Tiefschlaf fallen lässt.
Die Nachfrage nach weiterem Büroraum im Bundesviertel ist jedoch unverändert groß. Um Wildwuchs zu vermeiden, hatte der Stadtrat den Oberbürgermeister im Dezember 2016 beauftragt, für das Bundesviertel eine Rahmenplanung zu erstellen. Der Planungsausschuss ist dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt, die Rahmenplanung in Form eines kooperativen Werkstattverfahrens unter der Teilnahme von vier ausgewählten Planungsbüros zu erstellen. Zusätzlich wurde beschlossen, dass der Leistungsrahmen die Verkehrssituation für alle Verkehrsarten zu berücksichtigen hat.
Aufbauend auf klaren strategischen Leitlinien wurde der Entwurf des Büros Cityförster durch einstimmigen Jurybeschluss als Grundlage für die Ausarbeitung einer Rahmenplanung für das Bundesviertel ausgewählt. Der nun vorliegende Entwurf einer Rahmenplanung setzt neue Ziele für das Bundesviertel. In den kommenden Jahrzehnten soll sich ein urbaner Nutzungsmix aus Wohnen und Arbeiten, eine bauliche Verdichtung an ausgewählten Standorten, die Stärkung des Umstiegs von Auto auf Bahn und Bus, der Ausbau der Infrastruktur für Fußgänger*innen und den Radverkehr, der Erhalt von Freiräumen, der Ausbau von Grünverbindungen und die Schaffung von lebendigen urbanen Plätzen entwickeln. Erdgeschosszonen sollen für die Öffentlichkeit geöffnet und Plätze zu Begegnungsräumen mit Aufenthaltsqualität gestaltet werden.
In Teilen geht uns der Entwurf nicht weit genug und wir haben der Verwaltung einige Punkte zur weiteren Überarbeitung mit auf den Weg gegeben: Bisher soll sich die Einwohnerzahl von aktuell 4000 auf 11.000 erhöhen, zugleich aber auch Raum für über 16.000 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Kurze Wege zum Arbeitsplatz reduzieren aber automatisch die Verkehrsbelastung. Ausschließlich in Bonn arbeiten und im Rhein-Sieg-Kreis wohnen, ist keine nachhaltige und visionäre Lösung. Deshalb muss sich das Verhältnis zwischen zusätzlichen Arbeitsplätzen und Wohnen sehr viel stärker zu Gunsten von mehr Wohnraum ändern.
Die geplanten Grünzüge sollen im Sinne von Artenvielfalt und Naturerleben überarbeitet werden. Das Verkehrskonzept muss gründlicher durchgeplant und konsequent und möglichst rasch umgesetzt werden, weil das Bundesviertel schon heute kaum mehr Autoverkehr verträgt. Darüber hinaus wird es auf Antrag der Koalition eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung geben.