In der gestrigen Ratssitzung konnten sich die Bonner GRÜNEN mit ihrer Linie zu einem ausgewogenen Flächenentwicklungskonzept gegen die Stimmen von CDU und SPD nicht durchsetzen. Zur Abstimmung stand eine Reihe von wichtigen Projekten zur Stadtentwicklung: „Roleber“ (Beuel) und „Götgesbach“ (Hardtberg).
Dazu erklären die Fraktionssprecher*innen Brigitta Poppe und Peter Finger: „Wir haben in zahlreichen Verhandlungsrunden mit unseren Koalitionspartnern versucht eine Einigung zu finden. Bis zuletzt waren wir zuversichtlich, eine Lösung zwischen den beiden Bedarfen nach ökologischen Flächen und Wohnraum zu finden. Leider ist dies trotz großem Bemühen nicht gelungen.“
Der Neubau von Wohnungen ist die zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung in Bonn. Dabei ist insbesondere die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für den Zusammenhalt und die Vielfalt der Bonner Stadtgesellschaft von entscheidender Bedeutung. Diese Überzeugung kommt im vorherigen Ratsbeschluss der Koalitionsfraktionen, in dem eine verbindliche Quote zu öffentlich gefördertem Wohnungsbau verankert wurde und für dessen Zustandekommen sich die Bonner GRÜNEN seit langem stark gemacht haben, zum Ausdruck.
Genauso wichtig wie die Schaffung neuen Wohnraumes ist es aber, Bonn als lebenswerte Stadt mit ausreichenden Freiflächen und stadtklimatisch wichtigen Kaltluftschneisen zu erhalten. Dies dient nicht nur den bereits hier lebenden Menschen, sondern auch als Standortfaktor der Stadt. Die beschlossenen Pläne sind im Sinne einer maßvollen und nachhaltigen Stadtentwicklung kontraproduktiv. Überhaupt kein Verständnis haben die GRÜNEN für die geplante Inanspruchnahme von Gebieten, die im Integrierten Freiraumsystem gutachterlich als zu erhaltenden Freiflächen identifiziert wurden und Gebieten, die Teile von Landschaftsplänen und Landschaftsschutzgebieten sind. Bei dem anvisierten Baugebiet „Am Götgesbach“ soll für nur 12 Wohneinheiten in Doppelhaushälften in den Bereich des Landschaftsplans Kottenforst eingegriffen werden. Dieser wurde erst vor kurzem verabschiedet. Der Eingriff in die Natur ist bei dem marginalen Effekt auf den Wohnungsmarkt völlig unakzeptabel – zumal an anderer Stelle, „Wielandstraße“ (Bad Godesberg), ohne Not auf zusätzliche Wohneinheiten verzichtet werden sollte.
Als UN-Standort mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“, muss die Stadt Bonn mit gutem Beispiel vorangehen. Man kann nicht den weltweiten Verbrauch an Naturflächen beklagen und auf dem eigenen Stadtgebiet fortschreitende Landschaftszersiedelung betreiben.
Es gibt ausreichend Potential im bebauten Stadtgebiet, um den Wohnraumbedarf zu decken. Die Bebauung der „Grünen Wiese“ mag der einfachere und für Investoren ertragreichere Weg sein. Aber wer auch nachfolgenden Generationen intakte und stadtnahe Naturräume erhalten will, muss eben den aufwendigeren Weg über Baulückenerschließungen, Flächenkonversionen und nachbarschaftsverträgliche Nachverdichtungen gehen.
Aktuell kann in den kommenden Jahren für 10.000 bis 12.000 Einwohner in Bonn neuer Wohnraum geschaffen werden. Das betrifft nicht nur laufende Bauprojekte, sondern auch viele, oft seit Jahren unstrittige, aber im Verfahren sich befindende Bebauungspläne. Diese müssen zunächst mit Priorität verfolgt werden. Darüber hinaus erwarten wir auch für die Zukunft die Aufgabe vieler in die Jahre gekommener und nicht mehr vermittelbarer Bürostandorte. Sie können leicht zu Wohnungen umgenutzt werden. Einige solcher Umwandlungen werden bereits erfolgreich durchgeführt.
Als GRÜNE machen wir uns für eine Politik mit Augenmaß stark und sorgen damit für eine gute Balance zwischen Wohnraumbedarf in einer lebenswerten Stadt und dem Flächenverbrauch. Bauplanung muss sich daran orientieren. Das Versiegeln von naturnahen und ökologisch wertvollen Flächen in der Stadt muss verhindert werden.