Beueler Koalition setzt auf Innenentwicklung

Neue Wohnungen und Gewerberäume schaffen und trotzdem keine neuen Flächen im Außenbereich bebauen – für die Beueler Koalition ist das kein Widerspruch. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss haben Grüne, SPD und Linke in der Bezirksvertretung Beuel gefasst.

BEUEL, 06. Oktober 2021. Guido Pfeiffer, Vorsitzender der Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung, erklärt dazu: „Wir stellen jetzt die Weichen für eine nachhaltige Stadtentwicklung der Zukunft. Die Flutkatastrophe an Ahr und Erft im Juni hat uns noch einmal sehr deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, mit Flächen sparsam umzugehen und so wenig Boden wie möglich zu versiegeln.“ Vor dem Hintergrund des Klimawandels gewinne außerdem der Erhalt von Kaltluftentstehungsgebieten und Kaltluftschneisen an Bedeutung.

Als weitere Ziele nennt Pfeiffer den Erhalt von Flächen für Natur und Landschaft, von Naherholungsgebieten und von landwirtschaftlichen Flächen und generell offener Landschaft. „Gerade Ennert und Pleiser Ländchen nehmen wichtige Ausgleichsfunktionen für den Stadtbezirk Beuel und Umgebung wahr, die es zu bewahren gilt“, sagt auch Achim Joest, der für die Linken in der Bezirksvertretung sitzt. Er verweist auch darauf, dass es in Neubaugebieten häufig an sozialer Durchmischung fehle. Außerdem führten neue Baugebiete zu steigenden Kosten bei der Bereitstellung städtischer Infrastrukturen und Leistungen der Daseinsvorsorge.

Der Beueler Koalition ist sich aber auch darüber im Klaren, dass auf absehbare Zeit zusätzliche Wohnungen und Räume für Gewerbe und öffentliche Einrichtungen benötigt werden. „Wir brauchen dringend mehr bezahlbaren Wohnraum in Beuel. Das ist eines unserer wichtigsten Ziele für die kommenden Jahre. Dazu müssen wir in Beuel, wo es möglich ist, nachverdichten und die Potenziale bereits bebauter Flächen nutzen“, unterstreicht Maximilian Blesch, Fraktionsvorsitzender der SPD.

Um diesen vermeintlichen Widerspruch aufzulösen, setzen Grüne, SPD und Linke auf verstärkte Innenentwicklung. Im Stadtbezirk Beuel bestünden nach wie vor erhebliche Nachverdichtungspotentiale, die es zu nutzen gelte. „Es gibt Baulücken, die geschlossen, Häuser, die aufgestockt, und Restflächen, die bebaut werden können“, erklärt Pfeiffer. Dabei könne es im Einzelfall durchaus zu Konflikten kommen. „Trotzdem ist dies der bessere Weg als weiter die grüne Wiese zuzubauen“, wirbt er für Verständnis bei Nachbarinnen und Nachbarn. Die bauliche Nachverdichtung wollen die drei Koalitionspartner mit einer stärkeren Begrünung von Straßen, Fassaden und Dächern verbinden. Der Leitvorstellung der Schwammstadt folgend solle Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert anstatt in die Kanalisation abgeleitet werden.

An bereits weit fortgeschrittenen Planungen wie die für den Wohnpark II in Vilich-Müldorf will die Beueler Koalition nicht mehr rütteln. Hier stehe man in der Verantwortung gegenüber den Familien, die dort bauen wollten.

Konkret möchte die Koalition die Stadtverwaltung bitten, ein Innenentwicklungskonzept für den Stadtbezirk Beuel zu erarbeiten. Darin sollen der Bedarf an zusätzlichen Flächen für Wohnen, Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen und vorhandene Flächenpotentiale abgeschätzt und potentiell zur Nachverdichtung geeignete Bereiche identifiziert werden. Außerdem sollen angewandte und denkbare weitere Instrumente zur Aktivierung von Flächenpotentialen diskutiert werden.

Untersucht werden sollen außerdem Möglichkeiten, um im Zuge der Innenentwicklung eine ausreichende Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum entsprechend des Bonner Baulandmodells sicherzustellen. Und schließlich möchten die Koalitionspartner wissen, welche rechtlichen Möglichkeiten die Verwaltung sieht, für eine stärkere Begrünung des Stadtbezirks zu sorgen. Die Beueler Koalition knüpft an bestehende Beschlüsse und Aktivitäten zur Aktivierung vorhandener Flächenpotentiale an, geht jedoch darüber hinaus, indem neben der Bebauung bislang unbebauter Flächen und der Umnutzung größerer zusammenhängender Flächen auch zur allmählichen Nachverdichtung geeignete Gebiete berücksichtigt werden sollen. Der Wortlaut des Antrags kann auf der Website der Stadt Bonn abgerufen werden.

Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, dieses Konzept gleich für die ganze Stadt zu erarbeiten, anstatt nur für den Stadtbezirk Beuel, antwortet Pfeiffer: „Die Bezirksvertretung trifft den Beschluss über die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung und ist damit in die Aufstellung von Bebauungsplänen eingebunden. Daher hat sie auch eine Verantwortung. Wir sehen Beuel an dieser Stelle als Vorreiter und hoffen, dass das Konzept, wenn es sich bewährt, später auch auf die anderen Stadtbezirke ausgedehnt wird.“

Veröffentlicht am 6. Oktober 2021 um 12:00 Uhr.