Fragen und Antworten zu Neupflanzungen von Bäumen

Unter Grüner Initiative hat es seit 2019 eine Trendumkehr gegeben. Es werden mehr Bäume gepflanzt als gefällt. Seit vier Jahren werden 1 Millionen Euro je Jahr für Baumnachpflanzung bereitgestellt und ausgegeben. Um neue Baumpflanzstandorte zu ermitteln, hat die Koalition das Programm „Bäume in die Stadt“ auf den Weg gebracht.

Wie bewerten Sie die Entwicklung von Baumfällungen und Neupflanzungen in Bonn in den vergangenen drei bis fünf Jahren, auch mit Blick auf Genehmigungen?

Die Grünen haben seit vier Jahren dafür gesorgt, dass pro Doppelhaushalt 2 Mio. € für Baumnachpflanzungen zu Verfügung standen und stehen. Damit konnten in der ersten Tranche 1000 Bäume und in der zweiten, wegen Preissteigerungen der Baumpflanzungen, noch 700 Bäume nachgepflanzt werden. Auch konnte das Personal mit zwei Mitarbeitern in der Verwaltung in der vergangenen Ratsperiode aufgestockt werden. Dies war dringend notwendig, um die anspruchsvollen Baumnachpflanzungen, im Hinblick auf die Ausschreibungen und die konkreten Pflanzarbeiten durchführen zu können.

Durch die veränderte klimatische Situation, die den Bäumen sehr zu schaffen macht (Wasserstreß, Hitzestreß, dadurch Anfälligkeit für Krankheiten etc.) sterben jedoch Bäume verfrüht ab. Das bedeutet, hier werden perspektivisch weitere Mitarbeiter*innen und mehr Geld für zusätzliche Baumpflanzungen notwendig sein.

Im Durchschnitt gehen wir davon aus, dass pro Jahr ca. 300 städtische Bäume gefällt werden müssen. Durch die Mittelaufstockung hat es unter Initiative der GRÜNEN seit 2019 eine Trendumkehr gegeben. Es werden mehr Bäume nachgepflanzt als gefällt. Dies wird die Koalition weiter fortsetzen.

Genehmigungen von Baumfällungen werden bei Bäumen erteilt, die sich auf privaten Grundstücken befinden. Die meisten Baumfällungen werden wahrscheinlich durch Bauprojekte herbeigeführt. Aufgrund der Wohnungsnot besteht ein Zielkonflikt zwischen der notwendigen Bautätigkeit und dem vorhandenen Baumbestand. Jedoch werden entsprechend der Baumschutzsatzung Bäume ab einem gewissen Durchmesser empfohlen nachzupflanzen. Im Rahmen von Bauprojekten gibt es wenig Spielraum für die Ablehnung einer Fällgenehmigung.

Welchen Ansatz/welche Handhabe/welche Impulse verfolgt die Fraktion in Sachen Regelung von Baumfällungen und Neupflanzungen?

Die Fraktion gibt mehrere Impulse im Hinblick auf die Erhaltung und die Nachpflanzung von Bäumen:

  1. Weitere Mittelaufstockungen werden folgen, um die offenen Baumstandorte schneller zu schließen und den städtischen Baumbestand im Stadtgebiet auszubauen/zu erhöhen.
  2. Um neue Pflanzstandorte zu eruieren wurde von der Koalition ein Baumkonzept (Bäume in die Stadt) in Auftrag gegeben. Hierzu wurden 200.000 € in den laufenden HH eingestellt.
  3. Wir planen perspektivisch eine Anpassung der Baumschutzsatzung entsprechend des Koalitionsvertrags: „Die Baumschutzsatzung wird mit dem Ziel überarbeitet, den Baum Schutz und den Baum Ersatz zu verbessern. Auch in Planungsverfahren soll verstärkt Rücksicht auf vorhandene Bäume genommen werden.“
  4. Zum Erhalt der Bäume, insbesondere in Hitze- und Trockenperioden wurde das Konzept wassersensible Stadt verabschiedet. Dies soll eine Bewässerung der Bäume durch Regenwasser ermöglichen.

Wie ist die generelle Haltung zu Fällungen von Bäumen, die nicht in Zuständigkeit der Stadt liegen, z.B. bei Neubauten? Sollten die Verpflichtungen etwa verschärft werden?

Wie stehen Sie zu den Aktivitäten der diversen Initiativen in Bonn? Ein Vorwurf lautet, dass zu wenig nachgepflanzt wird.

Sobald Baurecht vorliegt hat der Bauherr einen Anspruch darauf, das Baufeld bebauen zu können. Damit kann nur an die Freiwilligkeit des Bauherrn appelliert werden, wertvolle Bäume in seine Planungen zu integrieren und aufzunehmen. Der Wert eines Baumes wird leider immer noch mit dem Wert des Holzes und dem Wert der Ersatzpflanzung berechnet. Die ökologischen Wohlfahrtswirkungen (Wasser-, Luftfilterung, Habitat, Kühlung, Lärmminderung etc.) des Baumes fließen monetär in die Baumbewertung nicht ein. Hier müsste ein Veränderungsprozess der Bewertungsmethode bei den Baumsachverständigen angestoßen werden.

Insgesamt ist jedoch zu sagen, dass die Ersatzpflanzung durch die Baumschutzsatzung geregelt ist. Bei der Fällung eines Baumes ab einem Stammumfang von 1m/1,5m wird ein neuer Baum nachgepflanzt werden.

Die Nachpflanzungen sind auf einem sehr guten Weg und übersteigen die Anzahl der Fällungen. Sollten in der Verwaltung Kapazität vorhanden sein, um mehr Bäume zu pflanzen als im Haushalt Mittel bereitgestellt wurden, so wird die Koalition diese Mittel durch außerplanmäßige Mittel bereitstellen.

Ergänzende Erläuterungen:

Damit über die vorhandenen Baumstandorte hinaus neue festgelegt werden können, wird das Programm „Bäume in die Stadt“ dazu dienen, weitere potentielle Baumstandorte in der Stadt zu eruieren. So werden die vorhandenen Standtorte erhalten und zusätzlich noch zahlreiche weitere Stadtbäume hinzukommen. Wir wollen die Durchgrünung der Stadt mit Bäumen trotz der Herausforderungen durch die Klimakrise nicht nur erhalten, sondern ausbauen.

Die Stadt bietet Bäumen miserable Lebensbedingungen – verdichtete und versiegelte Böden, durch die kein Wasser mehr dringen und von den Wurzeln aufgenommen werden kann. Im Boden herrscht Sauerstoff- und Nährstoffarmut. Verletzungen durch Autoverkehr, parkende Autos oder Baumaßnahmen am Stamm. Luftschadstoffe und Sonnenbrand an den Blättern und der Rinde, die die Photosyntheseleistungen der Bäume reduzieren. In der Folge sinkt die Lebenserwartung für die Bäume dramatisch. Zahlreiche Baumarten können unter natürlichen Bedingungen mehrere hundert Jahre alt werden. In der Stadt erreichen sie oft gerade einige Jahrzehnte.

Hinzu kommen die klimatischen Extreme, besondere Wetterereignisse und in der Folge Krankheiten. Zunehmend mehr Bäume müssen deshalb aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden.

Daher müssen und wollen wir die Lebensbedingungen der Stadtbäume durch die Auswahl von sicheren Standorten und vergrößerten Pflanzgruben verbessern. Leere Baumstandorte und neue Standorte müssen zügig neu bepflanzt werden, um den Baumbestand langfristig zu sichern und aufrechtzuerhalten.

Bäume in der Stadt, insbesondere an Verkehrswegen, haben zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen. Sie sollen das Kleinklima für uns Menschen wirksam verbessern, indem sie mit ihren großen Kronen wirksam Staub filtern und hohe Verdunstungs- und Photosyntheseleistungen erreichen. Damit wird nicht nur die Luftqualität verbessert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet, sondern die Stadt durch Schatten und Verdunstung spürbar abgekühlt.

Außerdem helfen sie mit, der Natur in der Stadt trotz Platzmangels noch einen Lebensraum zu gewähren. Bäume sind Lebensraum für Vögel und Insekten. Das ist angesichts der massiven Biodiversitätskrise ein wichtiger Aspekt.

Veröffentlicht am 22. Februar 2022 um 15:37 Uhr.