?Müllvermeidung ist aus umweltpolitischer und aus ökonomischer Sicht nach wie vor die wichtigste und effizienteste Strategie in der Abfallpolitik“, sagt Dr. Beate Bänsch-Baltruschat, grünes Mitglied im Aufsichtsrat der Bonner MVA. ?Hier sind die Potenziale noch lange nicht genutzt. Die Erweiterung der Verbrennungskapazitäten ist da kontraproduktiv!“
Die Erwartungen der Befürworter einer MVA- Erweiterung an die zu erzielenden Gewinne halten die GRÜNEN für „blauäugig“.
Hierbei berufen sie sich auf einen Bericht zur Abfallwirtschaftsplanung des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums vom Dezember letzten Jahres, dem zu Folge die Entsorgungskapazitäten für Siedlungsabfälle in den Müllverbrennungs- und mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen in NRW ausreichend sind. Mit berücksichtigt ist dabei auch die Entsorgung der Gewerbeabfälle in den Mengen, die in den Vorjahren den kommunalen Entsorgern überlassen wurden. Weitere Verbrennungskapazitäten werden derzeit geschaffen. Im Laufe der nächsten Jahre werden in NRW mehrere MVAs ausgebaut bzw. auf Volllastbetrieb umgestellt. Anfang April beschloss der Regionalverband Ruhr trotz kritischer Gegenstimmen den Bau einer neuen Müllverbrennungsanlage in Herten mit einem Durchsatz von 250.000 Tonnen pro Jahr.
?Der Markt für Hausmüll in NRW wird in wenigen Jahren gesättigt sein. Wer Geld mit dem Müll verdienen will, muss in großem Umfang Gewerbeabfall akquirieren?, äußert Dr. Beate Bänsch-Baltruschat und fügt hinzu: ?Der Markt für Gewerbemüll ist schwer zu überschauen. Anders als bei den Siedlungsabfällen werden von den Behörden keine umfassenden Statistiken über die anfallenden Abfallmengen geführt. Angaben über die Abfallströme können daher nur Schätzwerte sein. Ebenso schwierig sind Prognosen über die künftige Entwicklung des Marktes.?
Würde die 4. Linie in Bonn gebaut werden, wären Investitionen in vielfacher Millionenhöhe erforderlich. ?Die Stadt würde ein hohes unternehmerisches Risiko tragen. Erwiesen sich die Erwartungen an den Markt als zu optimistisch, müssten die Ausfälle durch höhere Müllgebühren kompensiert werden, wenn die Stadt nicht auf neuen Schulden sitzen bleiben will?, so Bänsch-Baltruschat.
Die GRÜNEN unterstrichen, dass Müll ein problematischer Brennstoff ist, bei dessen Verbrennung giftige Schwermetalle und Dioxine frei werden.
Dr. Bänsch-Baltruschat: ?Eine Erweiterung der Verbrennungskapazitäten hätte eine Zusatzbelastung der Umwelt in gleicher Höhe zur Folge. Es sollte nicht versucht werden, Geschäfte mit dem Müll auf Kosten der Lebensqualität der Bonner Bürger zu machen.?