Statement: Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt

Die Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt ist eine der wichtigsten Herausforderungen für den Stadtbezirk in den nächsten 20 Jahren. Dabei wird es vor allem um Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität gehen. Klimaanpassungsmaßnahmen und der Strukturwandel im Einzelhandel beschleunigen dabei den Handlungsdruck für Verwaltung und Politik. Die Aufgabe, vor der wir alle stehen, ist immens!

Veränderungen vom Gewohnten werden schwerfallen, das ist nur allzu menschlich. Bereits jetzt weht ein stark vernehmbarer Wind des Unwillens und des Widerstands durch die Mitte Bad Godesbergs: Der Einzelhandelsverband reklamiert die Innenstadt ausschließlich zu einem Platz des Handels und der Wirtschaft. Kulturschaffende sorgen sich um möglicherweise wegfallende Möglichkeiten für Großveranstaltungen. Besucherinnen und Besucher von Innenstadt-Cafés wollen ihre angestammten Plätze im Außenbereich behalten und nicht begrünen lassen. Geschäftsleute fordern, dass Baumpflanzungen nicht die Sicht auf ihre Schaufenster verstellen. Und nicht wenige Mitglieder der Bezirksvertretung sehen die ersten Entwürfe eines neuen Mobilitätskonzepts für die Innenstadt äußerst kritisch.

All diese Sorgen müssen wir ernst nehmen! Wir müssen versuchen, durch Argumente zu überzeugen, durch Kommunikation einen Stimmungswechsel zu erzeugen. Die Innenstadt, das möchte ich hinzufügen, ist nicht nur ein Ort des Handels: Sie ist ein Ort der Begegnung, sie ist Wohnort und sie ist ein Platz zum Verweilen, das gilt insbesondere auch für Kinder und Familien. Ja, und sie ist auch ein Ort der Kulturveranstaltungen, für Trödelmärkte, den Karneval, den Nikolausmarkt und vieles mehr. Sie ist ein Platz nicht nur zum Konsumieren, sondern auch zum Erleben.

Damit das alles auch in Zukunft funktioniert, müssen wir die grüne und blaue Infrastruktur stärken. Das stark versiegelte Zentrum unserer City ist schon heute eine Hitzezone. Mit den 7,4 Millionen Euro Bundesmitteln, für die es kürzlich grünes Licht gab, wird uns ermöglicht, durch Entsiegelung, Begrünung und Verschattung die Hitzebelastung zu reduzieren oder zumindest eine weitere Verschärfung zu verhindern. Prioritär betrifft dies erst einmal die Umgestaltung vor allem des Fronhofs und des Theaterplatzes – Dach- und Fassadenbegrünungen sowie die Pflanzung klimaangepasster Stadtbäume kommen hinzu.

Die Mittel vom Bund helfen uns, die für Bad Godesberg und den Einzelhandel elementar wichtige Aufwertung in Angriff nehmen zu können. Denn das eine bedingt das andere: Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität gehören zusammen – gemeinsam umgesetzt, sind sie die Grundlage dafür, dass der Handel in einer diversifizierten Innenstadt auch künftig seine starke Stellung behaupten kann.

Die Bezirksvertretung Bad Godesberg begrüßt die Entscheidung des Preisgerichts für den Siegerentwurfs des Wettbewerbsverfahrens zum „Masterplan Innenstadt Bad Godesberg“. Der ausgewählte Entwurf enthält viele wegweisende und teils visionäre Ideen, mit deren Hilfe die Bad Godesberger Innenstadt bei der anstehenden Umgestaltung substantiell aufgewertet und auf den Strukturwandel im Einzelhandel besser vorbereitet werden kann.“

So steht es im Antrag der SPD für die heutige Sitzung. So weit, so richtig! Über die vielen Detailfragen allerdings werden wir streiten, und das ist gut so. Anstelle einer zusätzlichen BV-Sitzung zum ISEK hätten wir uns eher eine Veranstaltung mit allen Protagonisten und workshop-Charakter gewünscht. Inwieweit die zahlreichen Begleit-Veranstaltungen zum ISEK in den nächsten Wochen und die heutige Sitzung zu neuen Erkenntnissen führen, müssen wir abwarten. Deshalb könnte es vielleicht sinnvoll sein, eine solche Veranstaltung in der zweiten Jahreshälfte zu organisieren – analog zu den Veranstaltungen, die es bereits im Leitbildprozess gegeben hat.

(Rede des 1. stv. Bezirksbürgermeisters Michael Wenzel in der Bezirksvertretung Bad Godesberg)

Veröffentlicht am 19. Mai 2023 um 07:34 Uhr.